Schade, du hast so ‘ne komische Weltanschauung
“Zwei Menschen kommen, vertieft ins Gespräch, auf die Bühne. Es geht um runde und eckige Formen, Keramik, Bronze und Ton, die Sache und die Kunst. Die Welt ringsherum scheint für diese beiden Künstler, einen Mann und eine Frau, nicht zu existieren. Doch in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus war es in Deutschland unmöglich, Teekannen, Geschirr und Plastiken zu schaffen, ohne in den Mahlstrom der Politik zu geraten. (…) so sind es vor allem jene Briefpassagen aus den Nachkriegsjahren, die verstören. Und die Intensität der Gespräche über die Kunst kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Gift des Antisemitismus selbst in jenen wirkte, die vorgeblich keine Vorurteile und jüdische Freunde hatten.”
Matthias Bischoff in der FAZ – “Gift des Antisemitismus”
Ein Abend über eine ambivalente Zeit.
Über Hingabe, Konkurrenz, Abhängigkeit und Antisemitismus.
Und zwei Menschen, die Freunde waren.
Über ein Land im Umbruch und Aufbruch, dessen Richtungen im ständigen Konflikt stehen.
Die Keramikerin Marguerite Friedlaender und der Bildhauer Gerhard Marcks prägten maßgeblich das deutsche Kunsthandwerk. Sie musste fliehen. Er blieb.
Der Abend blickt einerseits auf das Schaffen der beiden Künstler*innen am Bauhaus (Weimar) und der Burg Giebichenstein (Halle).
Andererseits beleuchtet er eine Zeit, in der Antisemitismus für die meisten eine natürliche Überzeugung war. Auch für Gerhard Marcks. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus zeigte sich, wohin der Antisemitismus führen kann. In die Vernichtung; aber er war schon längst vorher da und hatte sich in der Gesellschaft als geläufige Weltanschauung festgesetzt.
Wie war Freundschaft dennoch möglich und wie eine kritische Auseinandersetzung miteinander?